Forschung an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften
Die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der LMU zählt zu den forschungsstärksten geisteswissenschaftlichen Fakultäten Deutschlands. Mit ihrer inhaltlichen Breite bietet sie ein herausragendes Umfeld für inter- und transdiszplinäre Forschungsprojekte.
Die Institute der Fakultät bilden die organischen Forschungseinheiten innerhalb eines Fachs und arbeiten in interdisziplinären Forschungs- und Vernetzungszentren zusammen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät kooperieren zudem in zahlreichen drittmittelfinanzierten Verbundprojekten und betreiben exzellente Forschung in Einzelprojekten wie ERC Grants.
Promotionen können in diesem forschungsstarken Umfeld enweder strukturiert in der fakultären Graduiertenschule und in drittmittelfinanzierten Promotionskollegs oder individuell durchgeführt werden. Habilitationsverfahren werden von der Antragstellung bis zum Erwerb der Lehrbefähigung vom Dekanat begleitet.
Die Fakultät betreibt ein umfangreiches Programm zur Förderung wissenschaftlicher Karrieren und bietet ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von der Promotion bis zum Erstruf optimale Bedingungen.
Forschung in den Fächern
Interdisziplinäre Forschungszentren
Das Lasky Center for Transatlantic Studies ist Archiv und Forschungsstelle sowie ein Forum des wissenschaftlichen Austauschs vor allem zur Geschichte der transatlantischen Beziehungen und dem kulturellen Kalten Krieg etwa in Form von Kooperationen und Fördermöglichkeiten für Vorträge, Workshops und Konferenzen. Darüber hinaus bieten Archivbestand und Bibliothek Studierenden die Möglichkeit in Praxisseminaren das wissenschaftliche Arbeiten und den praktischen Umgang mit historischen Quellen in verschiedenen Bereichen kennen zu lernen. Ein Veranstaltungsprogramm wendet sich zudem an die interessierte Öffentlichkeit.Die im Archiv des Lasky Centers zusammengefassten Materialien, der Nachlass Melvin J. Laskys, ergänzen die Sammlungen zum Congress for Cultural Freedom (CCF) und zum Monat in Chicago und das Encounter-Archiv in Boston. Die intellektuellen Diskurse aus mehr als sieben Jahrzehnten spiegeln sich in dem wertvollen Quellenmaterial, besonders in den etwa 3500 Briefen, darunter Korrespondenz mit Hannah Arendt, Daniel Bell, Isaiah Berlin, Friedrich von Hayek, Sidney Hook, George Kennan, Irving Kristol, Golo Mann, Vladimir Nabokov, Lionel Trilling. Ebenso bemerkenswert sind die Kalender, die Tagebücher Laskys aus New Yorker und Berliner Tagen sowie Notizblöcke von seinen Reisen nach Afrika und Indien.Hinzu kommt eine beachtliche Sammlung an Photographien und Berichten, aus dem zerstörten Nachkriegsdeutschland, das Lasky für die US-Army dokumentierte.
Direktor: Prof. Dr. Christof Mauch
Das Munich Center for Linguistics (MCL) bündelt die breite und interdisziplinär ausgerichtete linguistische Expertise seiner Mitglieder sowie kooptierten Forschungseinrichtungen. Es bietet eine Plattform, um Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte zur Vernetzung zu schaffen, mit dem Ziel, Verbundforschung zu initiieren, zu begleiten und zu optimieren.
Das MCL unterstützt die linguistische Forschung seiner Mitglieder und kooptierten Forschungseinrichtungen und macht sie nach außen sichtbar – z. B. durch die Organisation von Vorlesungsreihen, Sommerschulen, Workshops und Konferenzen sowie die Distribution eines wöchentlichen Newsletters. Ein wichtiges Anliegen des MCL ist zudem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, insbesondere auf Postdoc-Ebene.
Vorstand: Prof. Dr. Lars Bülow, Prof. Dr. Barbara Plank, Prof. Dr. Hans-Jörg Schmid, Prof. Dr. Barbara Sonnenhauser
Kontakt:
Prof. Dr. Lars Bülow
l.buelow@lmu.de
Ludwig-Maximilians-Universität München
Fakultät 13, Department I - Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache Institut für Deutsche Philologie Schellingstraße 3 RG
80799 München
Eine eigene Website befindet sich noch im Aufbau
Das Münchener Zentrum für Editionswissenschaft (MüZE) ist der durch einen Vertrag der beteiligten Institutionen vom 2. Juni 2008 geregelte Verbund von sieben in München ansässigen Einrichtungen, die sich in besonderer Weise der geistesgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in Form kritischer Editionen verpflichtet wissen. Dem Zentrum gehören an: die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Bayerische Akademie der Wissenschaften, die Bayerische Staatsbibliothek, die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, die Monumenta Germaniae Historica, die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie das Institut für Zeitgeschichte.
Ziel des Zentrums ist es, den Editionsvorhaben, die an den beteiligten Institutionen betrieben werden, einen institutionellen Rahmen zur Ausbildung effizienter interdisziplinärer Kooperation zu ermöglichen und so die Zusammenarbeit universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zu unterstützen. Es begleitet und fördert die Durchführung von einschlägigen Projekten an den beteiligten Institutionen durch die gemeinsame Nutzung von Wissen, Einrichtungen, Ressourcen, Daten und informationstechnologischen Lösungen. Der Einzelforschung bietet es die für eine effiziente Projektgestaltung erforderlichen Strukturen zur Planung, Durchführung und Präsentation von editorischen Forschungsvorhaben. Das Zentrum dient der wissenschaftlichen Qualitätssicherung und –steigerung und bietet die strukturellen Voraussetzungen dafür, elektronisch gestützte Lösungen für die Präsentation und Publikation der Forschungsergebnisse gemeinsam zu entwickeln. Es macht die in München versammelte editionswissenschaftliche Kompetenz für die Lehre und die wissenschaftliche Nachwuchsförderung fruchtbar und stärkt die interdisziplinäre Ausbildung durch gemeinsame Lehrveranstaltungen, Kolloquien, Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote. MüZE garantiert eine koordinierte Außendarstellung editionswissenschaftlicher Forschungsaktivitäten und fördert die Kontakte seiner Mitglieder im nationalen und internationalen Umfeld.
Sprecher: Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris
Das Rachel Carson Center for Environment and Society (RCC) ist ein internationales Zentrum, das sich der Erforschung im Bereich Umwelt und Gesellschaft widmet und das über mehrere Studienprogramme verfügt.
2009 als gemeinsame Initiative der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Deutschen Museums gegründet und anfangs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Käte-Hamburger-Kolleg gefördert, ist das Rachel Carson Center heute eine dauerhafte Einrichtung der LMU. Geleitet wird es von dem Umwelt- und Amerikahistoriker Prof. Dr. Christof Mauch, als Direktor, und der Landschaftshistorikerin Prof. Dr. Sonja Dümpelmann, als Kodirektorin.
Das RCC verfügt über eine Reihe von Graduiertenprogrammen. Hierzu gehören das strukturierte Doktorierendenprogramm „Environment and Society“ (ProEnviron), die internationale Doktorierendenschule „Rethinking Environments“ (zusammen mit der Universität Augsburg), ein MA-Zertifikatsprogramm in Environmental Studies sowie ein Masterstudiengang Environment and Society. Wesentliche Säulen des Centers sind das RCC Projekthaus, in dessen Rahmen zahlreiche Drittmittelprojekte (aus Mitteln der EU, der DFG, des AHRC, von Stiftungen etc.) eingeworben wurden, sowie ein Advanced Study Program, das bisher mehr als 500 Fellows und Visiting Scholars aus 70 Ländern beherbergt hat. Die ehemaligen Fellows sind in der Society of Fellows organisiert; die ehemaligen Studierenden und Promovierenden in der RCC Alumni Association e.V..
Zu mehreren Partnerinstituten in verschiedenen Teilen der Welt - u.a. in Madison, Pécs, Peking, Tallinn, Venedig, Wien und Zürich - unterhält das RCC enge Beziehungen und organisiert regelmäßig gemeinsame Projekte.
Namensgeberin des Zentrums ist die amerikanische Biologin Rachel Carson, deren Schriften weltweit das Bewusstsein für die Bedrohung der Umwelt und der menschlichen Gesundheit geschärft haben.Das RCC hat seinen Sitz in München. Die MitarbeiterInnen und Fellows kommen aus der ganzen Welt. Die Arbeitssprache ist Englisch.
Direktor: Porf. Dr. Christof Mauch
Kodirektorin: Prof. Dr.-Ing. Sonja Dümpelmann
Das Zentrum für Gegenwartsliteratur bringt die Literatur der Gegenwart in einen Dialog mit der an der Ludwig-Maximilians-Universität München betriebenen Forschung zur Gegenwartsliteratur und der städtischen Öffentlichkeit. Am Zentrum wird über die verschiedenen Ebenen der Produktion, Distribution und Rezeption von Gegenwartsliteratur nachgedacht. Theoriebildung aus der Literatur selbst wird dabei ernst genommen und auf Augenhöhe gelesen. In teils neuen Formaten, die Lesungen, Gespräche und Vorträge integrieren, wird über akademische Projekte zur Gegenwartsliteratur ebenso diskutiert wie über gerade erschienene oder im Entstehen begriffene literarische Texte.
Das Zentrum historische Sprachwissenschaften (ZhS) widmet sich der interdisziplinären Forschung und Lehre im Bereich der historischen Sprachwissenschaften am Standort München. Im ZhS haben sich Fächer der LMU und Kommissionen der Philosophisch-historischen Klasse der BAdW zusammengeschlossen. Grundlage des Zusammenschlusses ist ein Kooperationsvertrag zwischen der LMU und der BAdW.
Das einigende Band ist die historische Sprachwissenschaft. 'Historisch' bedeutet nicht nur Beschäftigung mit der Vergangenheit. Sprachvarianz und Sprachwandel sind als Wesensmerkmale der menschlichen Sprache allgegenwärtig.
Vorstandssprecher: Prof. Dr. Robert Zydenbos
Geschäftsführung: PD Dr. Peter-Arnold Mumm
Das Zentrum für Mittelalter- und Renaissancestudien (ZMR) wurde am 5. Mai 2008 an der LMU gegründet und ging aus dem 2000 gestarteten Projektforum Mittelalter und frühe Neuzeit hervor. Mittlerweile befassen sich über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU, die an insgesamt sieben Fakultäten angesiedelt sind, mit dem Mittelalter und der Renaissance. In München befinden sich auch außerhalb der Universität zahlreiche Einrichtungen, die Projekte der Mittelalter- und Renaissanceforschung auf höchstem Niveau betreiben: erinnert sei nur an die Bayerische Staatsbibliothek, das Bayerische Hauptstaatsarchiv, die Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Monumenta Germaniae Historica. Die an der LMU und in München allgemein vorhandene Dichte und Exzellenz von Forschung und Lehre zu dieser Epoche sind in Deutschland einmalig und machen München auch international zu einem der herausragenden Orte für Mittelalter- und Renaissancestudien.Das Hauptanliegen des ZMR ist es, das an der LMU und München angesiedelte Potenzial von Lehre und Forschung im Bereich der Mittelalter- und Renaissancestudien zu bündeln und sichtbar zu machen, um Interesse an einem Studium der beteiligten Fächer zu wecken und interdisziplinäre Perspektiven der Beschäftigung mit dem Mittelalter aufzuzeigen. Ausgehend von dem Kernbereich des mittelalterlichen Jahrtausends fördert das ZMR daher den Dialog über traditionelle Fächer- und Periodengrenzen hinweg.
Sprecherin: Prof. Dr. Isabelle Mandrella
Stellvertretende Sprecher/in: Prof. Dr. Ursula Lenker, Prof. Dr. Michael Waltenberger
Graduiertenschule und Promotionskollegs
Die Graduate School Language & Literature Munich wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, die Rahmenbedingungen für alle sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Promotionen und Habilitationen an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der LMU zu verbessern. Sie bietet hervorragenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ein ausgezeichnetes Umfeld für den angestrebten Karriereschritt.
Die Graduate School bildet ein Dach für alle Strukturen und Einrichtungen der Fakultät, die der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses dienen. Durch Drittmittel geförderte Einrichtungen der Graduiertenförderung sind mit der Graduate School assoziiert und kooperieren mit ihr intensiv. Individualpromovierende an der Fakultät erhalten ebenfalls einen assoziierten Status.
Das LMUinnovativ-Zentrum für Sprach- und Literaturwissenschaft ist in der Graduate School aufgegangen. Das Linguistische Internationale Promotionsprogramm (LIPP) und der Promotionsstudiengang Literaturwissenschaft (ProLit) sowie das Promotionsprogramm Amerikanische Geschichte – Geschichte der Amerikas (ProAmHist) wurden in einem geregelten Übergangsverfahren in die Graduate School überführt, die zudem um ein strukturiertes Programm für Promotionen im Bereich der Didaktik der Sprachen erweitert wurde. Die spezifischen Profile der Klassen finden sich auf den jeweiligen Unterseiten.
Die Graduate School kombiniert in ihren Programmen in über zehn Jahren erworbene Expertise in der Promovierendenausbildung mit innovativen Instrumenten der Nachwuchsförderung auch für Habilitierende. Für ausgewählte BA-Absolventinnen und -Absolventen entwickelt die Graduate School ein Qualifizierungsmodul, das zukünftig auch den direkten Einstieg in die Promotion ermöglichen soll.
Von den Götter- und Heldensagen der Antike bis zur gegenwärtigen Renaissance des Familienromans bietet die Weltliteratur ein unerschöpfliches Archiv von „family matters“. Das je epochen- und kulturspezifische (Selbst-)Verständnis von Familie wird weitgehend über kulturelle Leiterzählungen und ikonische Bilder verhandelt, die Verwandtschafts- und Geschlechterrollen, Beziehungsmodi, affektive Haltungen und kulturelle Ideale, familiale Kernkonflikte und Lösungsmuster (prä)figurieren, dabei aber auch eine symbolische Ordnung zur Diskussion stellen, deren normative Kraft und deren Ansprüche an den Einzelnen es immer wieder neu und immer wieder anders zu plausibilisieren oder zu kritisieren gilt. Dabei erweist sich Familie nicht nur als elementares kulturelles Ordnungsmuster, sondern auch als basale Figur der (Ent-)Bindung, die zwischen Herkunft und Zukunft, Fremdbestimmung und Selbstbestimmung, Identifizierung und Entfremdung oszilliert und in deren Zeichen Literatur stets auch ihre eigenen Bindungs- und Lösungskünste (desis und lysis) mitverhandelt. Das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg „Family Matters. Figuren der (Ent-)Bindung“ nimmt die literarischen Traditionen und Diskurse des Familialen erstmals epochen- und kulturübergreifend in den Blick. Dabei werden auch kulturgeschichtliche Narrative einbezogen, die – obwohl wissenschaftlich längst widerlegt – den Mythos der bürgerlichen Kleinfamilie bis heute prägen. Die Arbeit an diesem Mythos ist umso nötiger, als Reproduktionstechnologien und neue Formen sozialer Elternschaft gegenwärtig zu einer Neubestimmung von Familie und Verwandtschaft herausfordern.
Sprecherin: Prof. Dr. Susanne Lüdemann
Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Tobias Döring
Mit dem IDK, das seinen Schwerpunkt auf der Vormoderne hat, wollen wir erstens die Geschichte philologischer Praktiken in ihrer Longue durée über einen Zeitraum von mehr als viertausend Jahren in den Blick nehmen und exemplarisch mit den Dissertationen der Promovierenden erforschen. Diese stellen Beiträge zu einer neuartigen Wissens- und Wissenschaftsgeschichte dar.
Zweitens verfolgt das Kolleg das Ziel, Konzepte und Praktiken philologischen Arbeitens im globalen Maßstab zu vergleichen, um auf diese Weise interkulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen verschiedenen vormodernen Schriftkulturen zu erschließen. Für die Ausarbeitung von globalen Vergleichsperspektiven ist interdisziplinäre Grundlagenforschung im internationalen Kontext unabdingbar.
Drittens setzt sich das IDK zum Ziel, theoretische Konzepte und Praktiken philologischen Arbeitens in historischer und aktueller Perspektive zusammenzuführen, und zwar nach dem Grundsatz keine Philologie ohne literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektive.
Im Sinne einer Weiterentwicklung der Philologie in die Zukunft sollen viertens die neuen Möglichkeiten der Technologien im Bereich der Digital Humanities genutzt und neue Fragehorizonte sowie Erkenntnisinteressen damit erprobt werden.
Das IDK möchte seinen Promovierenden damit ein Forschungsumfeld bieten, das sie zu originellen Erkenntnissen anregt und Rahmenbedingungen für exzellente Ergebnisse schafft.
Sprecherinnen: Prof. Dr. Beate Kellner, Prof. Dr. Susanne Reichlin
Laufende Forschungsprojekte
Vigilanz steht für die Verknüpfung persönlicher Aufmerksamkeit mit überindividuellen Zielen. Dies geschieht alltäglich im Bereich der Sicherheit, des Rechts, des Gesundheitswesens oder auch der Religionen: überall dort, wo wir auf etwas achten, gegebenenfalls auch etwas tun oder melden sollen. Der SFB 1369, mit Sprecherschaft an der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften, untersucht die Geschichte, kulturellen Varianten und aktuellen Formen dieses Phänomens.
Laufzeit: seit 2019
Sprecher: Prof. Dr. Arndt Brendecke (Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften)
Stellvertretende Sprecherin: Prof. Dr. Eveline Dürr (Fakultät für Kulturwissenschaften)
Die Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften ist mit fünf Teilprojekten beteiligt:
- A02 "Latenzen individueller Moralität und Szenarien kollektiver Vigilanz zwischen Menschen und Geistwesen in der europäischen Vormoderne"
Leitung: Dr. Carolin Struwe-Rohr / Prof. Dr. Michael Waltenberger - A09 "Wachsames Lesen: Hermeneutische Hellhörigkeit in der literarischen Vigilanzkultur des 19. Jahrhunderts"
Leitung: Prof. Dr. Carlos Spoerhase / Prof. Dr. Erika Thomalla - C01 "Wachsamkeit und Achtsamkeit. Literarische Dynamiken von Selbstbeobachtung und Fremdbeobachtung in der geistlichen Literatur des Mittelalters"
Leitung: Prof. Dr. Beate Kellner / Prof. Dr. Susanne Reichlin - C03 "Im Schnittpunkt der Observanzen. Italienische Literatur des 17. Jahrhunderts zwischen Zensur und Kritik"
Leitung: Prof. Dr. Florian Mehltretter - C08 "Nichtwissen und Vigilanz bei Shakespeare"
Leitung: Prof. Dr. Claudia Olk
Dialects are ubiquitous and for many speakers are part of everyday life. They carry important social and communicative functions. Yet, dialects and non-standard languages in general are a blind spot in research on Natural Language Understanding (NLU). Despite recent breakthroughs, NLU still fails to take linguistic diversity into account. This lack of modeling language variation results in biased language models with high error rates on dialect data. This failure excludes millions of speakers today and prevents the development of future technology that can adapt to such users.
To account for linguistic diversity, a paradigm shift is needed: Away from data-hungry algorithms with passive learning from large data and single ground truth labels, which are known to be biased. To go past current learning practices, the key is to tackle variation at both ends: in input data and label bias. With DIALECT, I propose such an integrated approach, to devise algorithms which aid transfer from rich variability in inputs, and interactive learning which integrates human uncertainty in labels. This will reduce the need for data and enable better adaptation and generalization.
Advances in salient areas of deep learning research now make it possible to tackle this challenge. DIALECT’s objectives are to devise a) new algorithms and insights to address extremely scarce data setups and biased labels; b) novel representations which integrate auxiliary sources of information such as complement text data with speech; and c) new datasets with conversational data in its most natural form.
By integrating dialectal variation into models able to learn from scarce data and biased labels, the foundations will be established for fairer and more accurate NLU to break down language and literary barriers.
Laufzeit: 2022–2027
“Fragments of the Forest: Hot Zones, Disease Ecologies, and the Changing Landscape of Environment and Health in West Africa” is a research project supported by a European Research Council Advanced Grant (2021–26).
It deals with a multi-perspective view of pandemic threats. Using the example of West Africa, Prof. Dr. Gregg Mitman and his team examine the ecological, economic, political, and social forces that have turned certain regions of the world into profitable enclaves for the exploitation of natural resources and their biodiversity into valuable reservoirs for biomedical research. At the same time, these regions are considered hot spots for the emergence of new types of infectious diseases that have kept the world on tenterhooks.
The project will focus on the question of how economic interests of the Global North have, on the one hand, produced new insights into the ecology of diseases, but, on the other hand, changed the environment and the species structure in such a way that new pathogens have been able to thrive.
Laufzeit: 2021–2026
Zu Zeiten William Shakespeares wurden 'knee' und 'knot' mit einem /k/ ausgesprochen – so wie heutzutage im Deutschen. Warum aber ist /k/ im Englischen, jedoch nicht im Deutschen verschwunden? Diese Frage ist Teil des Ursprungs (Actuation) von Lautwandel, bekannt als eine der größten Herausforderungen in der Linguistik. Actuation befasst sich mit dem Vorkommen von Lautwandel und den Gründen, weshalb Sprachen verschiedene Lautwandelrichtungen einschlagen. Das Rätsel von Lautwandel-Actuation bleibt auch deshalb ungelöst, weil Lautwandel derart schleichend einsetzt, dass er nicht aufgedeckt werden kann, auch nicht mit modernsten Methoden. Ein Durchbruch ist jedoch erforderlich, um zu erklären, weshalb sich Sprachen spalten, und diversifizieren. Das Projekt ermöglicht diesen, indem es bestimmt, wie die Kombination kognitiver Mechanismen, die die menschliche Sprachverarbeitung steuert, sozialer Faktoren, die Individuen verbindet, und phonetischer Eigenschaften, die den Dialekt einer Gemeinschaft formt, zum Wandel in den Sprachlauten führen können. Die methodologische Innovation besteht darin,das bislang schwer fassbare Actuation-Rätsel als eine empirisch nachvollziehbare Transformation von einem Input (A) in einen Output (B) zu gestalten. Hier sind A und B zwei eng verwandte, geographisch nahe, lebende Dialekte, deren Lautmuster sich darin unterscheiden, ob ein oder mehrere Lautwandel stattgefunden haben. Das Actuation-Rätsel wird dann durch Experimente mit menschlichem Imitieren von Sprache und computationeller (agent-basierter) Modellierung gelöst, um Vorhersagen zu treffen, welche Kombination aus kognitiven, sozialen, und phonetischen Faktoren zu einer Transformation von A nach B führt. Generalisierungen ermöglicht die Auswahl von Dialektpaaren aus Bantu- und indoeuropäischen Sprachen sowie dem Japanischen, d.h. Varietäten, die sich deutlich in ihren Lautmustern und sozialem Hintergrund unterscheiden. Eine wissenschaftlich weitreichendere Auswirkung hat auch die Gemeinsamkeit mit vielen anderen Disziplinen wie Ökologie oder Wirtschafts- und Geowissenschaften, komplexe Systeme (hier: Sprache) zu verstehen, in denen Interaktionen zwischen Subkomponenten (hier: kommunizierende Sprecher) Transitionen (hier: Lautwandel) verursachen, die zeitlich unregelmäßig auftreten.
Laufzeit: 2023–2028
Das EVOTONE-Projekt untersucht die Ursprünge, den Erwerb und die Weiterentwicklung des sprachlichen Tons: die Verwendung der Tonhöhe zur Unterscheidung der Wortbedeutung. Ziel des Projektes ist es, eine neue empirische Grundlage für die Typologie und den Ursprung von Tonsystemen zu schaffen und dadurch eine empirisch fundierte Reihe von Prinzipien für die Evolution von lexikalischen Tönen aufzustellen. Vor allem durch die Untersuchung des Zusammenspiels von strukturellen und phonetischen Faktoren bei der Veränderung von Tönen wird in diesem Projekt Neuland betreten. Unsere Ergebnisse werden nicht nur unser Verständnis der Tonogenese und des Tonwandels erweitern, sondern auch zum Verständnis des Sprachwandels im Allgemeinen beitragen.
Laufzeit: 2018–2025
Warum werden manche literarische Texte im gesellschaftlichen Diskurs intensiv thematisiert? Wie identifiziert die Öffentlichkeit den polemischen Inhalt literarischer Aussagen und wie rationalisiert und bespricht die Öffentlichkeit diese Texte? Was können die Geisteswissenschaften zu unserer Auffassung diskursiver Geschehnisse in der Öffentlichkeit beitragen? Das Projekt “The Arts of Autonomy: Pamphleteering, Popular Philology, and the Public Sphere, 1988-2018” wird durch eine Förderung des Europäischen Forschungsrats finanziert.
Ziel ist, ein besseres Verständnis bezüglich der Rolle polemischer Literatur in der zeitgenössischen Öffentlichkeit in Europa und den Vereinigten Staaten zu erlangen. In den drei vergangenen Jahrzehnten korrelierte das spektakuläre Wiederaufleben des polemischen Schreibens als eine Form von politischer Rede mit dem Wiederaufleben von Unabhängigkeits- und Autonomieerklärungen im öffentlichen Diskurs. Seit der Dreyfus-Affäre und Émile Zolas “J’accuse…!” (1898) sind kurze, stark ideologische Texte ein wesentliches Medium moderner, öffentlicher Intellektualität. “The Arts of Autonomy” argumentiert, dass das Schreiben von Flugblättern eine der wichtigsten Formen im zeitgenössischen westlichen öffentlichen Diskurs ist und dass dessen systematische Untersuchung als eine literarische und rhetorische Form essentiell ist, um die Bildung von Meinung und Politik in Europa und den Vereinigten Staaten zu verstehen. Mit der Integration von philologischen, philosophischen, politologischen und empirischen Forschungsperspektiven produziert “The Arts of Autonomy” eine erste systematische, großflächige Kartographie der zeitgenössischen Polemik und wirft so ein neues Licht auf die Radikalisierung von politischen, kulturellen und sozialen Idealen und Diskursen in modernen Gesellschaften.
Laufzeit: 2020–2026
Environing Infrastructure: Communities, Ecologies, and China’s “Green” Development in Contemporary Southeast Asia is a five-year research project (2020-2025) funded by the Volkswagen Foundation. It is carried out by a team of researchers based at the Rachel Carson Center for Environment and Society, LMU Munich. It focuses on the environmental components of Chinese large-scale infrastructure development in Southeast Asia. Southeast Asia, a major target for Chinese investments, is on the brink of numerous ecological crises. There is rising awareness across the region of the potentially devastating environmental impact of Chinese infrastructure projects. On the other hand, China is a crucial economic partner and a model of development.
Environing Infrastructure studies these dynamics by engaging with local communities and Chinese planners through long-term, comparative ethnographic research. Rooted in Social Anthropology and the Environmental Humanities, it explores the nexus of infrastructure development, local ecologies, and China's "green" framing of its global ambitions.
Laufzeit: 2020–2025
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Fragestellung
Der Begriff 'Abenteuer' bezeichnet einen elementaren Nukleus des Erzählens – ‚elementar‘ sowohl im narrativen als auch im psychologischen Sinn. Unter den Grundbegriffen des Literarischen nimmt er eine Sonderstellung ein, weil er zum einen genuin narrativ, zum anderen (seiner Herkunft nach) in entscheidenden Aspekten mittelalterlich ist. Das so bezeichnete Erzähl-, Wahrnehmungs- und Erfahrungsschema hat sich, allen kritischen Einsprüchen zum Trotz, als extrem anpassungsfähig erwiesen, immer neue Renaissancen erlebt und immer neue Bereiche der Kultur durchdrungen (z. B. Film, Computerspiel, Werbung, Tourismus). In solchen Übertragungen wird der ursprünglich narrative Charakter des Abenteuers häufig nicht mehr mitgedacht.
Da dieser Charakter textuell vermittelt ist, bedarf es einer Philologie des Abenteuers, um diesem den ihm gebührenden Platz in der Anthropologie des Erzählens zuzuweisen. Abenteuer sind Bahnungen im Gestrüpp der Kontingenz. Sie verlangen nach einer Reflexion über Zufall und Schicksal, über Wagnis, Risiko und Ereignishorizonte des Erzählens, über Sinnansprüche und Techniken der Sinnbildung. Auf einer phänomenologischen Ebene angesiedelt, vermag der Begriff Abenteuer außerdem Fragestellungen an sich zu ziehen, die die libidinöse Erfahrung des Narrativen betreffen und sich im gängigen Vokabular der strukturalen Erzählanalyse nicht vollständig adressieren lassen.
In ihrer ersten Arbeitsphase hat die Forschungsgruppe den Begriff des Abenteuers im Schnittpunkt von vier methodischen Blickwinkeln situiert (literaturgeschichtlich, literaturpsychologisch, erzähltheoretisch und fiktionstheoretisch). Im Zentrum der zweiten Phase steht die narrative Artikulation dreier Felder der Erfahrung, mit denen das abenteuerliche Erzählen in besonderer Weise konfrontiert ist: soziale Ordnung, Gewalt und Liebe. Ein vierter Forschungsschwerpunkt untersucht unter dem Titel "Jenseits des Abenteuers" Momente der Selbstbegrenzung und Selbstüberschreitung im abenteuerlichen Erzählschema.
Laufzeit: 2017–2024
Sprecher:
Prof. Dr. Martin von Koppenfels
Stellvertretender Sprecher:
Prof. Dr. Riccardo Nicolosi
Das DFG-Graduiertenkolleg untersuchte die Funktionen des Literarischen in Globalisierungsprozessen aus einer von der Antike bis zur Gegenwart reichenden historischen Perspektive. Im Zentrum der Untersuchung stand die Interaktion der Literatur mit erdumspannenden Dynamiken: einerseits die Transformation von Funktionen der Literatur in historisch variablen Medienverbünden (etwa durch den veränderten Status von Büchern in Zeiten der globalen Kommunikationsgesellschaft des Internets); andererseits die Verfahren, mit denen die Literatur solche Prozesse darstellt, modelliert, reflektiert, kritisiert sowie nicht zuletzt mitgestaltet. In die Untersuchung der kosmopolitischen Dimensionen des Literarischen wurden neben literarischen Texten im engeren Sinne auch die narrativen oder figuralen Dimensionen in anderen Texten (Reiseberichte, Essays etc.) einbezogen.
Laufzeit: 2012–2021
Sprecher:
Prof. Dr. Robert Stockhammer
Stellvertretender Sprecher:
Prof. Dr. Tobias Döring
Die Forschergruppe untersucht die Darstellung und Funktionalisierung von Naturvorstellungen zur Begründung politischer Ordnungen und ihrer Geltungsansprüche. Das Forschungsprojekt ist über verschiedene Epochen und Kulturräume angelegt und führt Perspektiven aus Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte, Geschichte, Rechtsgeschichte und Literaturwissenschaft zusammen. Sein Ziel ist es, Konzeptualisierungen von Natur in ihrer politisch-gesellschaftlichen Dimension als historischen Gegenstand neu zu konturieren.
Laufzeit: 2013–2019
Sprecher/in: Prof. Dr. Andreas Höfele, i.R., Prof. Dr. Beate Kellner
Text understanding can fundamentally be viewed as a process of composition: the meaning of smaller units is composed to compute the meaning of larger units and eventually of sentences and documents. Our hypothesis is that optimal generalization in deep learning requires that more regular processes of composition are learned as composition functions whereas units that are the output of less regular processes are learned as static embeddings. We investigate novel representation learning algorithms and architectures to test this hypothesis. The envisioned goal of the project is a new robust and powerful text representation that captures all aspects of form and meaning that NLP needs for successful processing of text.
Laufzeit: 2017–2023