Forschungsschwerpunkte
Die Mitglieder des Munich Center for Linguistics forschen an einer breiten Vielfalt von linguistischen Themen
Die Mitglieder des Munich Center for Linguistics forschen an einer breiten Vielfalt von linguistischen Themen
© David Klein
In modernen Gesellschaften wie der unseren sind die allermeisten Menschen mehrsprachig, sei es migrationsbedingt oder durch das Lernen weiterer Sprachen in der Schule. Eine Folge von Mehrsprachigkeit ist Sprachkontakt.
Mitglieder des MCL untersuchen nicht nur den Zusammenhang zwischen Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt – sowohl auf der Ebene des Individuums als auch der Sprachgemeinschaft – sondern auch Prozesse des Sprachlernens und der Sprachverarbeitung. Uns interessiert beispielsweise, wie der Spracherwerb und die Sprachverarbeitung bei mehrsprachigen Personen ablaufen. Oder wir stellen uns die Frage, wie sich Sprachen durch Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt auf den verschiedenen linguistischen Ebenen wie Lexikon, Morphologie, Syntax und Pragmatik verändern. Außerdem interessieren wir uns für die Einstellungen gegenüber Sprachen und ihren verschiedenen Varietäten.
© Kai Wengler
In der Computerlinguistik – auch als NLP (Natural Language Processing) bezeichnet – befassen wir uns mit der computerbasierten Verarbeitung natürlicher Sprache durch Methoden der Künstlichen Intelligenz. Unser übergeordnetes Ziel ist es, Computersysteme zu entwickeln, die natürliche Sprache – ähnlich wie der Mensch – verstehen und erzeugen können. Das ist beispielsweise entscheidend für die Entwicklung robuster und inklusiver Sprachmodelle, die Sprache in ihren verschiedenen Modalitäten (geschriebene und gesprochene Sprache), auf unterschiedlichen linguistischen Ebenen (von formalen Aspekten wie Wortbildung und Grammatik bis hin zum tiefen Verständnis aller Nuancen, etwa der kommunikativen Intention in der Pragmatik) sowie in einer Vielzahl von Sprachen verarbeiten.
In unserem Institut, dem Centrum für Informations- und Sprachverarbeitung (CIS), und Forschungsgruppen – z. B. MaiNLP – konzentrieren wir uns darauf, NLP robuster, fairer und inklusiver zu gestalten. Darüber hinaus erarbeiten und stellen wir essenzielle Ressourcen wie Sprachkorpora in verschiedenen Sprachen – einschließlich Minderheitensprachen und Dialekten – für die Forschung.
© David Klein
Am MCL wird unter anderem die Produktion und Verarbeitung von gesprochener Sprache vor dem Hintergrund ihrer physikalischen, physiologischen, kognitiven und neurologischen Bedingungen untersucht. Im Fokus stehen dabei die Beziehungen zwischen Sprachproduktion und -perzeption, die experimentalphonetisch beispielsweise mit elektromagnetischer Artikulographie oder Sprachperzeptionsexperimenten untersucht und mithilfe moderner statistischer Ansätze modelliert werden.
© David Klein
Der Begriff der sprachlichen Variation bezeichnet die Möglichkeit, Sachverhalte innerhalb einer Sprachgemeinschaft unterschiedlich auszudrücken. Variation ist dabei eine notwendige Bedingung für Sprachwandel.
Am MCL fragen wir beispielsweise danach, wie sprachliche Variation sprachräumlich oder sozial strukturiert ist oder welche sprachlichen Bedingungen die Variation und damit potenziell einhergehenden Wandel beeinflussen. Wir untersuchen außerdem, wie sich Varietäten wie Dialekte oder Standardsprachen als kohärente linguistische Einheiten definieren lassen.
© David Klein
Die Forschung im Bereich der kognitiven Linguistik am MCL zielt darauf ab, Kognition im Allgemeinen sowie die Beziehung zwischen Kognition und Sprache zu verstehen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf konstruktionsgrammatischen Ansätzen und der Beantwortung der Frage, wie sprachliche Strukturen als verfestigte und konventionalisierte Form-Bedeutungs-Paare entstehen.
© David Klein
Ein Forschungsschwerpunkt am MCL liegt im Bereich der Psycholinguistik. Die Psycholinguistik kombiniert Ansätze aus der Linguistik und Psychologie, um kognitive Prozesse der Sprachverarbeitung und der Sprachproduktion zu erforschen. Zentrale Forschungsfragen werden zumeist mit experimentellen Methoden wie Eye-Tracking und Reaktionszeit-Experimenten untersucht. Dabei geht es ganz wesentlich um folgende Fragen: Wie erwerben und lernen Menschen – insbesondere Kinder – Sprache? Wie verarbeitet das Gehirn gesprochene und geschriebene Sprache? Wie beeinflusst das Erlernen mehrerer Sprachen die kognitive Entwicklung sowie die Sprachverarbeitung und Sprachwahrnehmung? Welche Mechanismen liegen Sprachstörungen wie Aphasien oder Dyslexie zugrunde?
© David Klein
Das Ziel der systemlinguistischen Forschung am MCL ist sowohl die systematische Beschreibung einzelner Sprachen auf allen linguistischen Ebenen (z.B. Lexik, Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik) als auch das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen verschiedenen Sprachen und Sprachfamilien. Dabei strebt die Systemlinguistik an, allgemeine und sprachübergreifende Prinzipien sprachlicher Systeme aufzudecken.
© LMU
Ein Forschungsschwerpunkt am MCL liegt im Bereich der historischen Sprachwissenschaft, d.h. der Erforschung älterer Sprachstufen und ihrer Entwicklungsdynamiken. Das Erkenntnisinteresse umfasst dabei auch die historische Einbettung von Sprachen sowie die soziokulturellen Bedingungen für diachrone Prozesse unterschiedlicher sprachgeschichtlicher Tiefe. Die sprachliche, linguistische und methodische Vielfalt am MCL und dem weiteren philologischen Kontext der LMU bietet dafür beste Voraussetzungen: neben der Indogermanistik sind am MCL auch die Germanistik, Anglistik, Romanistik, Slavistik, Albanologie sowie die Finnougristik vertreten.