Archiv Institutsworkshops

Collage verschiedener Plakate
© Institut für AVL

7. Februar 2025, Schellingstr. 3,R U104 B

Organistation: Jenny Willner und Maciej Bakinowski

Dieser Institutsworkshop ist aus einem gemeinsam unterrichteten Seminar hervorgegangen, in dem wir zunächst das Verhältnis der Queer Theory zur Begriffsgeschichte von „Perversion“ und „Abirrung“ sowie zum Polymorphen in Freuds Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie (1905) erkundet haben. Ausgehend davon haben wir uns mit den Genealogien von radikalen sexualpolitischen Entwürfen befasst, wie sie in großen Metropolen zwischen aktivistischen und akademischen Milieus entstanden: bei Guy Hocquenghem etwa im Umfeld des Pariser Mai ’68 und unter dem Eindruck von Stonewall ’69, bei Douglas Crimp und Ann Cvetkovich hingegen mitten in der Aids-Krise und den Gründungsjahren von Act Up! New York. Wir haben uns auf Kontroversen, Widersprüche und Verzweigungen konzentriert. Die im Seminar gelesenen Texte kommen vielleicht am ehesten darin überein, dass sie jenseits kapitalistischer Verwertungslogiken operieren und dass sie Sexualität vor allem nicht als eine Essenz fassen, über die wir verfügen können. Im Fokus standen also Ansätze, die sich weit mehr für die Dekonstruktion von Identitäten und Identitätspolitiken interessieren als für eine Konsolidierung oder gar Offenbarung von Identität. Mit der Lektüre von Leo Bersani und Lee Edelman haben wir über queere Negativität gesprochen, also über Versuche, sich gemäß der Perspektive des gesellschaftlich Verdrängten oder Verworfenen zu positionieren: Ansätze, denen zufolge die Tendenz zur Homonormativität nur die Ausweitung einer erdrückenden Norm bewirkt, die immer neue Ausschlüsse produziert.
Seit den ersten auch literaturwissenschaftlichen Artikulationen von queer theory – am Prominentesten durch Eve Kosofsky Sedgwick und Judith Butler – sind nunmehr über drei Jahrzehnte vergangen. Was ist seitdem aus der Resignifizierung des Schrägen, der Abirrungen, des früher pathologisierend für pervers Befundenen geworden?
Mit dem Thema des Workshops navigieren wir auf einem Terrain, auf dem jedes Wort aufgeladen ist. Das Gespräch, das wir führen wollen, wird dadurch nicht erleichtert, dass der affirmative Gebrauch des Wortes „queer“ von der Subkultur in große Bereiche des popkulturellen Mainstream gelangt ist – ein Erfolg, der sich unter anderem darin niederschlägt, dass längst von einem regelrechten Queerbaiting als Vermarktungsstrategie die Rede ist. Die Texte, die wir gelesen haben, stehen insofern quer zu dieser Tendenz, als sie von analytischer Wachsamkeit gegenüber beanspruchter Subversion und tatsächlicher Aneignung geprägt sind: Queere Theorien bilden einen privilegierten Ort der Kritik an den Paradoxien sexueller Liberalisierung. Einerseits ist also das Wort „queer“ etabliert wie nie zuvor. Andererseits – und das ist die dringendere Frage – erleben wir einen Aufschwung rechtspopulistischer bis offen faschistischer Bewegungen, denen zufolge gerade die glitzernde Regenbogenvielfalt, die mit dem Wort „queer“ verbunden ist, als Teil einer Verschwörung der Eliten zu verstehen und mit allen Mitteln zu bekämpfen sei: Die Gender-Ideologie trete „wie der Wolf im Schafspelz“ auf, „harmlos erscheinend und zugleich sehr gefährlich“, es drohe der Zerfall der Gesellschaft etwa durch „Frühsexualisierung“ und „Gender-Wahn“. Hinzu kommt, dass der queeren Bewegung von linker Seite mitunter vorgehalten wird, von den sozialen Kämpfen und von materieller Ausbeutung abzulenken und somit gar Mitschuld am Aufschwung der neuen Rechten zu tragen. Ein Problem, das die neoliberale Gesellschaft insgesamt betrifft, wird in einem Akt der Projektion bevorzugt anhand ihrer queeren Vertreter*innen verhandelt.
Forschend über queere Theorien der Sexualität zu sprechen heißt nicht, in ein Lob queerer Selbstverwirklichung einzustimmen, die auf eine stabile Selbstidentität zuzusteuern glaubt. Es heißt jedoch erst recht nicht: gegen entsprechende Identitätsentwürfe zu wettern, denn damit hält man sich wichtigere Fragen vom Leib. Wir müssen konzentriert und differenziert lesen, Ambivalenzen und auch schmerzhafte Widersprüche aushalten – und genau diese Haltung ist gefährdet. Es ist eine sachliche Feststellung, dass wir mit diesem Workshop einen Raum nutzen, dessen Schließung mit in Aussicht gestellt wird, wenn eine – übrigens betont nicht-queere – Kanzlerkandidatin einer rapide wachsenden deutschen Partei unter raunendem Applaus davon spricht, „alle Gender Studies“ zusammen mit den „Windmühlen der Schande“ abzuschaffen.
Für den Workshop haben wir Vortragende gewinnen können, die sehr genau lesen, ein Gespür für Widersprüche, blinde Flecken oder Tabus mitbringen und uns in ihren Beiträgen zuweilen an die Ränder dessen führen werden, was gemeinhin unter queer verstanden wird. Sie haben die Einladung angenommen, sich wahlweise vertiefend oder ergänzend zu unserem Seminarplan zu verhalten und mit uns zu diskutieren.
Volker Woltersdorff, der seit den 00er Jahren – damals an der AVL, FU Berlin – zu den Pionieren auf dem Gebiet queerer Sexualitätsstudien in Deutschland gehört, widmet seinen Beitrag der Aufarbeitung eines Tabus innerhalb der queer theory: Es handelt sich um die Geschichte der Legitimation sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in queerer Geschichte und Theoriebildung. Sein Vortrag thematisiert die Notwendigkeit ebenso wie die Schwierigkeit einer solchen Aufarbeitung unter den Bedingungen nach wie vor wirksamer homophober Projektion.
Um die antisemitische Rassifizierung von Homosexualität im 19. Jahrhundert, d. h. die Parallelgeschichte von Konstruktionen des ‚jüdischen‘ und des ‚homosexuellen‘ Körpers sowie die Nachwirkungen dieser Diskursformation bis in die Gegenwart, kreist der Beitrag der Komparatistin Alexandra Ksenofontova. Ihr Fokus liegt auf den Romanen Dance on My Grave (1982) von Aidan Chambers und Call Me by Your Name (2007) von André Aciman. Die Verfilmung des letzteren Romans durch Luca Guadagnino (2017) ist auch jenseits akademischer Theoriedebatten für die ‚queere Kultur‘ der jüngeren Generation emblematisch geworden.
Der Begriff der Differenz steht quer zum Begriff queer. Darin besteht ein Grund mehr, ihn zu diskutieren: Ausgehend von der Frage nach Differenz und Differenzen setzt sich die Psychoanalytikerin und Kulturwissenschaftlerin Nadine Hartmann mit Catherine Malabous aktueller Theorieproduktion auseinander, mit Luce Irigaray sowie mit der Frage nach den Verschränkungen von Symbolischem und Biologischem und dem Potenzial eines ontologischen Materialismus. Wie weit kann man mit den Lippen (Irigaray) und mit der Klitoris (Malabou) denken?
Überlegungen zum queertheoretischen Potenzial von Onkel- und Tantenfiguren stehen im Zentrum des Beitrags von Maciej Bakinowski. „Forget the Name of the Father. Think about your uncles and your aunts“, schrieb dereinst Kosofsky Sedgwick. Hiervon ausgehend werden die Seitenverwandtschaften in der Prosa Hervé Guiberts behandelt, die sich – von Suzanne et Louise (1980), einem roman-photo über Guiberts Großtanten, über die berühmte Aids-Trilogie (ab 1990) bis hin zu seinem posthum veröffentlichten Videokrankheitstagebuch La Pudeur ou l’Impudeur (1992) – immer wieder von Tanten heimsuchen lässt.

Organisation: Lars Bullmann
19.07.2024, Schellingstraße 3, R U104B

„Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmendingen und Gundelfingen, so gut als in Amsterdam Betrachtungen über den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft herum fliegen. Aber auf dem seltsamsten Umweg kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrtum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntnis.“

So beginnt eine der wohl bekanntesten Kalendergeschichten Johann Peter Hebels, die den Titel Kannitverstan trägt. In Anlehnung an Ernst Bloch, der einmal eine andere berühmte Geschichte Hebels, nämlich Unverhofftes Wiedersehen, die „schönste Geschichte der Welt“ nannte, ließe sich Kannitverstan als eine der schrägsten Geschichten der Welt bezeichnen. Hebel macht in ihr mit einem vom Erscheinungsraum der großen Stadt überwältigten Handwerksburschen vertraut, dem es inmitten der Wechselfälle von Reichtum und Armut, Glück und Unglück, Tod und Leben gelingt, sich zu orientieren, indem er sich an den Namen Kannitverstan hält. Herr Kannitverstan soll im Zentrum aller Dinge hausen. Allerdings entspringt der Name lauter Missverstehen und lässt allein ein Phantom das Zwielicht der Welt erblicken.

Hebels Geschichte übt so in eine abgründige Dialektik ein, in der Wahrheit und Irrtum, zweifelsfreie Gewissheit und zweifelhaftes Trugbild, Sein und Nichtsein fortlaufend die Plätze tauschen. Insofern könnte man in spekulativer Übertreibung den eigentümlichen Eigennamen Kannitverstan durchaus zum eigentlichen Namen der Literatur erklären, der als solcher recht treffend den Unbestand aller literarischen Dinge beim Namen ruft – all das Zweifelhafte, Schwierige, Halb-, Nicht und Nie-Verstandene, das Ambivalente und Abgründige, Denk- und Merkwürdige, das Fremde und Traumatische. Kurz: all das, was hegemoniale Begriffsachsen zum Brechen bringt und dem Herrn Cogito seine gerade erst hart erzweifelten Evidenzen gleich auch schon wieder entwendet haben wird. Eine von Marx und Engels in der Deutschen Ideologie kritisch gemeinte Wendung gegen idealistische Himmelfahrtskommandos aller Art kann für diese literarische Derealisierungs- und Problematisierungskraft durchaus als affirmatives Losungswort recycelt werden: Literatur stellt wirklich etwas vor, ohne etwas Wirkliches vorzustellen!

Der Workshop wird einige signifikante Zweifels- und auch Verzweiflungsfälle in dieser Sache präsentieren. Er versteht sich dabei als kleine, minoritäre Hommage an einen ausgewiesenen und äußerst geneigten Leser alles Zweifelhaften und Seltsamen, einen philologischen Hausfreund von Gespenstern, Außerirdischen, Schäfern und defigurierten Globen: Robert Stockhammer.

Programm

14:00 Uhr
Lars Bullmann: „alle diese Waren“.Kannitverstan zwischen Hebel undHabermas – Eine Einführung14:15 UhrChristopher Rudoll: Auf Pinien oderTannen. Zur Existenz des Literarischen

15:15 Uhr
Paul Stadler: Biographie(n) der Dinge: Schoa-Schuhe

16:45 Uhr
Felicitas Friedrich: „Queerness is not yethere.“ Ekstatische Zeitbilder bei PedroLemebel und José Esteban Muñoz

17:45 Uhr
Viktor Fritzenkötter: Der Trost derAxolotl. Was uns überleben wird

Organisation: Johanna Schumm
09.02.2024, Schellingstraße 3, R U104B

Mit Vorträgen zu kroatischer, ukrainischer, somalisch-britischer und kubanischer Lyrik von Anja Burghardt (Innsbruck), Sarah Fekadu (München) und Johanna Schumm (München)

Lesung von Barbara Juch (Wien): BARBARA

Beitragende

ANJA BURGHARDT forscht im Wintersemester 2023/24 am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und lehrt am Institut für Slawistik der Universität Innsbruck. Im Anschluss wird sie ihre Stelle als Mitarbeiterin am Institut für Slavische Philologie der LMU München wieder aufnehmen. Dieser voran gingen Stationen als Mitarbeiterin in Ham­burg (Forschungsgruppe Narratologie) und Salzburg (Slawistik). Lyrik, insbesondere russische und polnische (19.-21. Jahrhundert), ist einer ihrer Forschungsschwerpunkte, z.B. gilt ihre Dissertation der Poetik der experimentellen russischen Dichterin Marina Cvetaeva (Raum-Kompositionen. Verortung, Raum und lyrische Welt in den Gedichten Marina Cvetaevas; Lang, 2013); 2015 erschien ein Artikel in Poetica: „Identität im Gedicht – Überlegungen anhand der russischen Lyrik“; in der Habilitationsschrift (Stimmführungen. Eine narratologische Reflexion von polnischen Reisetexten des 19. Jahrhunderts; erscheint voraussichtlich 2024) sind einige Kapitel Gedichten von Reisen gewidmet.

JOHANNA SCHUMM ist Akademische Oberrätin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Literatur und Theorie des Barock, die Geschichte der spanischsprachigen Lyrik, die Theorie und Geschichte der Autobiografie und des Bekenntnisses sowie Witz und Fülle als ästhetische, literarische und epistemische Figurationen. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft und Romanische Philologie in München und St. Louis (Missouri) und arbeitete an der LMU München, der Universität Bielefeld und der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. In ihrer Monografie Confessio, Confessiones, Circonfession (Fink, 2013) entwickelte sie eine Theorie des Bekenntnisses auf der Grundlage autobiografischer Texte von Augustinus und Derrida. Im Rahmen ihrer Mitarbeit an der vierbändigen Anthologie Spanische und hispanoamerikanische Lyrik (Beck, 2022) übersetzte sie zahlreiche Gedichte. 2024 erscheint bei Konstanz University Press ihre Monografie Witz und Fülle. Oder was heißt barock? Eine Untersuchung entlang der Schriften Baltasar Graciáns.

SARAH FEKADU-UTHOFF ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der LMU München, mit vorheriger Station als Akademische Rätin am Institut für Englische Philologie der LMU. Ihre aktuelle Forschung umfasst die Schwerpunktgebiete der anglophonen afrikanischen Literatur, Transkulturalität, Diaspora und Migration im Zeitalter der Globalisierung und seit neuestem spezifisch das Life Writing im Kontext dieser Themengebiete. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie in Tübingen, Warwick und an der FU Berlin und promovierte 2010 mit einer Schrift zu Musik und Literatur im angloamerikanischen Modernism an der LMU. Es folgten Forschungsaufenthalte an der Washington University in St. Louis (Missouri), an der University of California in Berkeley und am Center for Advanced Studies der LMU. Ihre Habilitationsschrift beschäftigt sich mit Ethiopianism, d.h. kulturellen Imaginationen Äthiopiens in der neuen und alten Welt, die sie als Ausdruck einer kollektiven Faszination mit dem Imperialismus analysiert. Unter ihren wichtigsten Publikationen sind Musik in Literatur und Poetik des Modernism: Lowell, Pound, Woolf (Fink, 2013) und Meteorologies of Modernity: Weather and Climate Discourses in the Anthropocene (mit Tobias Döring und Hanna Strass; Narr, 2017).

BARBARA JUCH, geboren in Klagenfurt und aufgewachsen in Ferlach, lebt in Wien. Sie ist Autorin, Dramaturgin und Künstlerin und unterrichtet am Institut für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Sie studierte Amerikanische Literatur an der New York State University Stony Brook (Fulbright Stipendium) und Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie arbeitet regelmäßig in Kollaboration mit der Theater­regisseurin Claudia Bossard (zuletzt für Feeling Faust am Volkstheater München) sowie dem Hekate Film Collective (zuletzt für eine Werbekampagne der Autonomen Frauen­häuser Österreich). Ihr literarisches Kabarett BARBARA BEZAHLT BAR feierte 2023 beim Steirischen Herbst Premiere. Im Verlagshaus Berlin erschien ihr Lyrikdebüt BARBARA (2020) und ihr Essay SPORT (Edition Poeticon, 2023).

Programm

14:15 Uhr:
Begrüßung

14:25 Uhr, Vortrag und Diskussion:
Anja Burghardt (Innsbruck): Beobachtungen zu autobiografischer Lyrik anhand von Gedichten über Migration und Krieg von Ivana und Marica Bodrožić sowie Ostap Slyvyns’kyj

15:10 Uhr, Vortrag und Diskussion:
Johanna Schumm (München): Autosoziobiografische Lyrik. Das Ich und die anderen bei Reina María Rodríguez

15:55 Uhr:
Kaffeepause

16:25 Uhr, Vortrag und Diskussion:
Sarah Fekadu (München): „It’s me, Warsan“: Formen der Selbstaffirmation in der Lyrik von Warsan Shire

17:10 Uhr, Lesung:
Barbara Juch (Wien): BARBARA

17:40 Uhr:
Verabschiedung

Moderation: Sarah Fekadu und Johanna Schumm

Organisation: Robert Stockhammer, Jan Niklas Howe
21.07.2023, Schellingstraße 3, R U104B

Programm

14:00
Bernhard Dotzler (Universität Regensburg): Was heißt: Gespräche führen mit KI?

15:15
Christoph Burchard (JWGU Frankfurt): Generative KI im Lichte der Critical Computational Studies

16:30
Julian Schröter (LMU): Generative Sprachmodelle und literaturwissenschaftliche Arbeitspraktiken

Weitere Gesprächspartner:
Charlotte Horst
Jan-Niklas Howe
Robert Stockhammer
Jenny Willner

Organisation: Roman Widder, Jenny Willner
10.02.2022, Schellingstraße 3, R U104B

Exposé

Mit einer berühmt gewordenen Formulierung hat Freud in seinem kurzen Aufsatz „Die Verneinung“ (1925) die Negation zu einem Ausgangspunkt psychoanalytischer Interpretationspraxis erhoben. Verneint der Patient bei der Traumwiedergabe eine bestimmte Assoziation – „Die Mutter ist es nicht“ –, so nimmt der Analytiker sich demgegenüber „die Freiheit, bei der Deutung von der Verneinung abzusehen“ und schließt rigoros: „Also ist es die Mutter“. Die Negation figuriert dabei als Signal für Bedeutsamkeit, mehr noch: Sie scheint gar einer Hermeneutik der Vereindeutigung den Weg zu bahnen. Gleichzeitig gilt bereits hier, was Freud später betonen sollte: Das Nein rührt an die Grenzen der Deutbarkeit. In Freuds „Konstruktionen in der Analyse“ (1937) gilt die Bejahung bloß als Verneinung höherer Ordnungsstufe, wobei die Verneinung selbst „ebenso vieldeutig und eigentlich noch weniger verwendbar“ sei als das Ja des Analysierten: „Die einzig sichere Deutung seines ‚Nein‘ ist also die auf Unvollständigkeit; die Konstruktion hat ihm gewiß nicht alles gesagt.“ Dieses dem Phänomen eigentümliche Schwanken zwischen Mangel und Überschuss, zwischen Vereindeutigungstendenz und Proliferation von Bedeutung, verweist weit über den psychoanalytischen Kontext hinaus. Gerade das Thematisieren eines Mangels bringt Produktivität ins Spiel: Über Negatives zu sprechen, heißt nicht unbedingt, auf etwas Nichtseiendes Bezug zu nehmen, sondern auch auf das Nichtvorhandensein von Etwas zu beharren. Und auch in der dialektischen Negation entfaltet das Negative eine produktive Kraft: Da bei Hegel die Negation immer schon gedoppelt auftritt, verbirgt sich hinter dem dialektischen Dreischritt eine „Tendenz zur Vervielfältigung“ der Negationen und die Suche nach einer „Abbreviatur unendlicher Negationsreihen“ (Patrick Eiden-Offe).

Die Analyse der spezifischen Negationsreihen literarischer Texte kann an solche theoretischen Perspektiven anschließen, erfordert jedoch eine darüber hinausgehende Sensibilität für die Vielfalt von textuellen Verneinungsoperationen, die deshalb im Zentrum des Workshops stehen: vom expliziten Nein über die geisternde Vorsilbe -un bis hin zur Frage nach der strukturierenden Funktion von Auslassungen, Leerstellen und Hohlräumen. Zur Diskussion steht unter anderem die Frage nach dem heuristischen Wert einer Philologie der Negation für eine literaturwissenschaftliche Methodendiskussion. Inwiefern lässt sich die Analyse des Verhältnisses des „Nichtgesagten“ und des „gesagten Nicht“ (Karl-Heinz Stierle) als Strukturphänomen literarischer Texte begreifen? Die Auseinandersetzung mit Spielarten der Negation eröffnet die Möglichkeit, das Verhältnis von Implizitem und Explizitem, von Latenz und Evidenz, von textimmanenter Unbestimmtheit und kontextualisierender Ausdeutung, von Hermeneutik, Konstruktion und Dekonstruktion zu diskutieren. Die Frage nach der Negation hat aber auch eine historische Dimension: Während Verfahren der Negativität gewöhnlich mit der literarischen Avantgarde in Verbindung gebracht werden, heißt es bei Hans Blumenberg nicht von ungefähr: „Unsere Fähigkeit zum Realismus beruht auf der Negation.“ Bereits der literarische Realismus verhandelt systematisch Momente des Widerstands, der Desillusionierung oder Ohnmacht und umkreist populäre Figuren der Resignation und des Neinsagens.

Beiträger_Innen

Dr. Wolfgang Hottner ist Associate Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Bergen, Norwegen.

Dr. Jan Knobloch ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Romanischen Seminar der Universität zu Köln. Negativität. Heidelberg: Winter 2021.

Dr. des. Katharina Simon ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Romanische Philologie der LMU München.

Dr. Roman Widder ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin.

Dr. Jenny Willner ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für AVL, LMU.

Programm

Block I: 14:15-15:45

Begrüßung
Jenny Willner, Roman Widder

Un-: Geschichte und Theorie einer Vorsilbe
(Nietzsche, Freud, Butler)
Wolfgang Hottner, Bergen

Verneinung ‚Made in Germany’
(Freud, Ferenczi, G.-A. Goldschmidt)
Jenny Willner, München

PAUSE

Block II: 16:00-18:00

Widerstand, Kastration, Leerstelle:
Die realistische Negation lesen (Gogol, Storm)
Roman Widder, Berlin

L’in-fini et l’ineffable vide:
Negation und Meskalin bei Michaux und Blanchot
Jan Knobloch, Köln

rien/vide. Im Herz der Negativität bei Marguerite Duras
Katharina Simon, München

Organisation: Johanna-Charlotte Horst, Viktor Fritzenkötter
29.07.2022, Geschw.-Scholl-Platz 1, F007

Programm

14h00 – 14h15
Viktor Fritzenkötter/ Johanna-Charlotte Horst: Einführung

14h15 – 15h15
Viktor Fritzenkötter/ Johanna-Charlotte Horst: Arbeit am glitch

15h15 – 15h45
Kaffee, Kekse, Obst

15h45 – 16h45
Hanna Hamel (Berlin/ ZfL): glitch triggern

16h45 – 17h00
Zigaretten, frische Luft

17h00 – 18h00
Boris Čučković Berger (München/ LMU): Crisis Indices: Digital "Fehler" beyond the glitch

Organisation: Juliane Prade-Weiss in Zusammenarbeit mit Dominik Markl, Vladimir Petrović
11.02.2022, Geschw.-Scholl-Platz 1, A120 / zoom

Jonathan Leader Maynard (London), Rethinking Extremism in Comparative Perspective: Narrative, Enmity and Political War

Ruth Wodak (Wien), „Rothschild, Soros, Silberstein" – das Revival von antisemitischen Weltverschwörungstheorien

Riccardo Nicolosi (München), Vladimir Putins Ukraine-Rhetorik

Juliane Prade-Weiss (München), Wut, Schamlosigkeit, Bühne. Feindschaft aufführen

Die Veranstaltung war Teil des Forschungsprojekts Discourses of Mass Violence in Comparative Perspective.

Organisation: Lars Bullmann
16.07.2021, zoom

Exposé

Seit dem letzten Jahr hat die Corona-Pandemie die Gesellschaften global im Griff. Politik, Ökonomie, Recht, Wissenschaft, Medizin und Alltagsleben suchen seitdem immunisierende Antworten auf ein tödliches Virus, das eine „zackige Demarkationslinie“ (Walter Benjamin) zwischen Vergangenheit und Gegenwart eingräbt. Die mit dieser Suche einhergehende Transformation eingespielter Lebens- und Verkehrsformen verdichtet sich auf der sprachlichen Oberfläche in signifikanten Ausdrücken, die den ‚epidemiologischen Bruch‘ der aktuellen Situation symptomatisch ausbuchstabieren: Lockdown, social distancing oder distant learning.

Diese prominenten Beispiele aus dem Wörterbuch der Pandemie mögen anzeigen, dass die Corona-Situation nicht zuletzt an eine philologische Problematik rührt. Als philologische Frage wirft die pandemische Sache Fragen nach dem Wort und den Wörtern auf – Fragen zur Benennbarkeit, Darstellbarkeit, Lesbarkeit einer Welt, die ihre überlieferte Fassung verloren hat. Die diskursiven wie nicht-diskursiven Interventionen staatlicher und medizinischer Instanzen begleitet so von Beginn an nicht zufällig die Hinwendung zu literarischen Texten als einem zusätzlichen cordon sanitaire. Die Lektüre der Seuchendarstellungen in u.a. Lukrez‘ De rerum natura, Boccaccios Il Decamerone, Shelleys The Last Man oder Camus‘ La peste zielte und zielt auf ein „cognitive mapping“ (Fredric Jameson) der Gegenwart; wie auch die aktualisierende Rezeption von Orwells 1984 auf Seiten derjenigen, für die in der Hölle des ‚cognitive napping‘ immer nur die anderen auf ewig schlummern und schmoren. Flankiert sieht sich diese literarisch-philologische Passion von einer unüberschaubaren Reihe von Büchern, Aufsätzen, Blogs und Journalen, in denen man sich um treffende Kommentare zur Corona-Situation bemüht.

Unter dem hegelianischen Losungswort „Verweilen beim Negativen“ versammelt der Workshop einige zentrale Aspekte des Verhältnisses von Pandemie & Philologie. Den Texturen, Frakturen und Lesarten der Jetztzeit gehen die Beiträge nach, indem sie die Sprachen der Angst, der Trauer, der Verschwörung und der Krise thematisieren – Bruchstücke einer Philologie des pandemischen Geistes.

Beiträger_Innen

Wolfram Ette, Literaturwissenschaftler und Publizist. Studium der Allgemeinen und VergleichendenLiteraturwissenschaft, der Philosophie und Klassischen Philologie in Berlin und Paris. 1995Magisterarbeit über Pindar, 2000 Promotion über Thomas Mann (Freiheit zum Ursprung ‒ Mythos undMythos-Kritik in Thomas Manns Josephs-Tetralogie, 2002), Habilitation mit der Arbeit Kritik der Tragödie ‒Über dramatische Entschleunigung (2012; ²2014). Professurvertretungen in Chemnitz, München, Bielefeldund Basel. Zurzeit Mitglied der DFG-Forschungsgruppe „Philologie des Abenteuers", darin vertretenmit einem Projekt über Spannung. Zuletzt erschienen: Das eigensinnige Kind (2019); Der Ausnahmezustand ist der Normalzustand, nur wahrer. Texte zu Corona (zusammen mit Anne Peiter,2021); Glücksritter – Risiko und Erzählstruktur (hg. zusammen mit Bernhard Teuber, 2021. – Kurzessayistikund kleine literarische Texte: https://wolframettetexte.wordpress.com

Anne Peiter studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie in Münster, Rom, Paris und Berlin.Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. 2001-2007 DAAD-Lektorin an derSorbonne IV. 2006 Promotion an der Humboldt-Universität (Komik und Gewalt. Zur literarischenVerarbeitung der beiden Weltkriege und der Shoah, Böhlau 2007). Seit 2007 Germanistikdozentin an derUniversität von La Réunion. 2018 Habilitation an der Sorbonne IV (Träume der Gewalt. Studien derUnverhältnismässigkeit zu Texten, Filmen und Fotografien. Nationalsozialismus - Kolonialismus - Kalter Krieg,Transcript 2019). Zu den Publikationen zählen: (hg. mit Sonja Malzner): Der Träger. Zu einer tragendenFigur der Kolonialgeschichte, Transcript 2018. (Geschrieben mit Wolfram Ette): Der Ausnahmezustand ist derNormalzustand, nur wahrer. Texte zu Corona, Büchnerverlag 2021. Forschungsschwerpunkte undPublikationen zu: Shoah- und Exilliteratur, Geschichte der modernen Gewalt, Komiktheorien.

Juliane Prade-Weiss ist Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an derLMU München. Zuvor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Frankfurt, wo siepromoviert hat zur infantilen Sprache in philosophischen und literarischen Texten. Anschließend warsie DFG-Forschungsstipendiatin an der Yale University, um ihre Habilitation abzuschließen, die 2020erschienen ist unter dem Titel Language of Ruin and Consumption: On Lamenting and Complaining. 2019 bis2020 war sie Marie Curie Fellow an der Universität Wien mit einem Projekt zur Komplizenschaft alsKrise der Partizipation in Gegenwartsliteraturen Mittel- und Osteuropas. Dieses Forschungsinteresseführt sie gegenwärtig fort in dem Verbundprojekt "Discourses of Mass Violence in ComparativePerspektive". Außerdem arbeitet sie an dem Projekt "Pandemic Grief: COVID-19, Communal Loss, andEmotive Responses to the Global Ecological Crisis.“

Sebastian Schuller promovierte im Jahr 2020 an der LMU München mit einer Arbeit zurmarxistischen Literaturtheorie im Zeitalter der Globalisierung. Derzeit bereitet er ein Forschungsprojektzu Verschwörungstheorie und Antisemitismus vor; erste Ergebnisse dazu können auf demForschungsblog “Conspirational Theorizing” (https://conspiratorialtheorizing.wordpress.com/)nachgelesen werden. Schuller ist u.a. Mitherausgeber eines Buches zur ‚Neuen Rechten’ (Zeit derMonster. Die ‚neue’ Rechte im Neoliberalismus, das Scheitern linker Kritik und Möglichkeiten emanzipatorischerKritik in Kunst und Akademie, Kulturmaschinen 2018; gem. mit Chris Reitz), Mitautor einerkulturwissenschaftlichen Analyse zur Covid-19-Pandemie (Social Analysis and the Covid-19-Crisis,Routledge 2020) und Verfasser einer theoretischen Schrift zur Reaktualisierung marxistischerLiteraturtheorie (Realismus des Kapitals, Fink 2021).

Programm

14.00 - 14.15
Lars Bullmann
Einführung - Verweilen beim Negativen. Ein (beschränkter) Literaturbericht

14:15 - 15:15
Juliane Prade-Weiss
Antizipation, Angst, proleptische Trauer: Über pandemische und ökologische Verluste sprechen

15:30 - 16:30
Sebastian Schuller
Die Philologie der Weltverschwörung: Vom Great Reset und anderer Weltverschwörungsliteratur

16:45 - 17:45
Wolfram Ette / Anne Peiter
Philologie der Krise

Organisation: Jan Niklas Howe
12.02.2021, zoom

Exposé

Kann künstliche Intelligenz dichten? Es gibt Roboter, die täuschend echt in Rembrandt-Manier malen, Schachcomputer, die nicht nur klug, sondern originell spielen, Video-Bots, die künstlerisch akzeptable Musikvideos produzieren. Poetry Bots dagegen haben es schwer: Es besteht spätestens seit dem frühen 19. Jahrhundert Konsens darüber, dass dasjenige, was etwa ein Gedicht besonders macht, gerade nicht in der Befolgung von Regeln, also in der Reproduktion vorgegebener Gattungsmuster und Stilvorgaben liegt. So gilt ein häufig gebrauchtes Motiv bestenfalls als konventionell, schlimmstenfalls als kitschig. Weil Poesie in der Moderne maßgeblich über Originalität funktioniert, die nicht kalkulierbar ist, ist maschinelle Poesie schwer vorstellbar – entsprechend ehrgeizig ist das Vorhaben einer Artifical Creativity (du Sautoy).

Maschinelles Dichtens wird allerdings schon ab der Mitte des 20. Jahrhunderts gefordert, ohne dass dabei mit dichtender künstlicher Intelligenz gerechnet wird. Zur Steigerung poetischer Produktivität wird auf die Simulation technisch durchrationalisierter Verfahren gesetzt. Dabei verändern sich die ideologischen Valenzen der Mensch-Maschine-Konstellation: Defizient ist nicht die Maschine gegenüber dichterischer Schöpfungskraft, sondern der dichtende Mensch, dem das Bewusstsein für den technischen und reproduktiven Charakter seines Schreibens fehlt. Die Unterbrechung des poetischen Wiederholungszwangs sieht etwa Roland Barthes in der Ablösung des ‚écrivain‘ durch den ‚écrivant’: Im Gegensatz zum inspirierten Dichtergenie macht sich der Schreibende keine Illusionen über die konventionellen Präformationen seines poetischen Ausdrucks. Aus der Verweigerung gegen die Genieästhetik wird bei Gilles Deleuze der Wunsch des Dichters, „Maschine zu werden“: Es soll nicht eine Maschine menschlich dichten, sondern Dichtung selbst maschinell werden.

Für dieses theoretische Desiderat maschinellen Schreibens gibt es einen langen literarhistorischen Vorlauf: Bereits Harsdörffer experimentiert im Fünffachen Denkring mit Silbenkombinatorik als Grundlage poetischer Produktion. Als Maschinen lassen sich auch historische Regelpoetiken denken, die über Reimschemata, metrische Notwendigkeiten, stilistische Vorgaben oder Gattungscharakteristika unablässig im Inneren der Dichtung arbeiten. Hochkonjunktur hat die proto-maschinelle Kombinatorik in den klassischen Avantgarden, etwa in den Montagetechniken des Dada; in der écriture automatique versuchen die Surrealisten dichtendes Bewusstsein auszuschalten und Textproduktion an Kontrollverlust und Automatismus zu koppeln. Die oulipotische écriture sous contrainte zielt auf Ähnliches mit anderen Mitteln ab: Hier wird ein Schreibprozess installiert, der durch formale Beschränkungen und gerade nicht durch künstlerische Autonomie neue Forme hervorbringt.

Das poetische Phantasma, Maschine zu werden und in maschineller Poesie das Menschliche hinter sich zu lassen, lässt sich komplementär zum Phantasma kreativ schreibender künstlicher Intelligenz verstehen: Beide zielen auf eine transhumanistische Aufhebung der Unterscheidung von Mensch und Maschine und auf eine Automatisierung und Desakralisierung des kreativen Aktes. Wir möchten im Workshop nach beiden Spielarten maschinellen Dichtens fragen.

Trotz der derzeitigen Covid-19-Einschränkungen wird zum Ende dieses Semesters auf zoom ein Institutsworkshop stattfinden. Das Thema heißt "Die Maschine in der Dichtung". BeiträgerInnen sind Florian Cramer, Robert Stockhammer, Hannes Bajohr, Johanna-Charlotte Horst und Andrian Kreye.

Organisation: Robert Stockhammer
07.02.2020, Schellingstr. 3, R U104 B

Exposé

Mit Reaktionen auf literarische Neuerscheinungen kann man sich im akademischen Betrieb üblicherweise Zeit lassen. Akteure im Bereich der Literaturvermittlung – um unter diesen Überbegriff provisorisch Übersetzer und Rezensenten in den verschiedensten Medien, etwa Rundfunk und Zeitung, zu bringen – müssen sehr viel schneller reagieren. Der Workshop bringt Akteure aus beiden Bereichen zusammen (wobei freilich einige von ihnen ohnehin in Personalunion an beiden teilhaben). Der Anlass ist ein Roman, dessen englische Originalversion am zweiten Tag dieses neuen Jahrzehnts erschienen ist: J. M. Coetzees The Death of Jesus.

Programm

14.00
Einführung
Nicolas Freund: Die Welt der Prosa in J.M. Coetzees ‚Jesus-Trilogie‘
Wolfram Ette: Inverser Eigensinn. Coetzees The Death of Jesus (2020)

15.30
Martin Wagner: Warum nicht Englisch? Warum Spanisch?
Reinhild Böhnke: Besonderheiten beim Übersetzen von Coetzees ‚Jesus-Trilogie‘
Julia Landmann: "to do the forgetting". Liedzitate in Coetzees ‚Jesus-Trilogie‘

17.15
Robert Stockhammer: "Y no es lo mismo que más". Mathematik und Pädagogik aus J.M. Coetzees postdigitaler Perspektive
Yana Lyapova: Abschiedstanz einer Sprache der Unschuld
Marie Schoeß: Tanz mit den Windmühlen. The Death of Jesus oder: Warum es sich nicht rentieren kann, einen Roman von J.M. Coetzee zu rezensieren

Abschlussdiskussion

Organisation: Johanna Charlotte Horst und Johannes Kleinbeck
26.07.2019, Schellingstr. 3, R U104 B

Programm

14:00 – 14:15 Uhr
Einführung von Johanna Charlotte Horst und Johannes Kleinbeck

14:15 – 15:15 Uhr
Hanna Engelmeier (Essen): Annie Ernaux spricht für sich

15:30 – 16:30 Uhr
Niklas Barth (München): Unverbindliche Verbundenheiten. Die Medialität des Netzwerks und die erkaltete Herzensschrift

16:30 – 17:30 Uhr
Kevin Vennemann (Los Angeles): Arbeit und Selbst im globalisierten Zeitmeer. Heike Geißlers Saisonarbeit

Organisation: ???
08.02.2019, Schellingstr. 3, R U104 B

Exposé

Dass auch (Literatur)Theorie einer Historisierung bedarf steht mittlerweile außer Frage. Wie dies aber zu tun und davon ausgehend auch eine Theoriegeschichte zu denken und vor allem zu schreiben sei, scheint sehr viel weniger klar und ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aufs Neue diskutiert worden. Etabliert haben sich in diesem Zusammenhang v.a. die Paradigmen ‚Reise‘ (Edward Said, James Clifford) und ‚Verflechtung‘ (in Anlehnung an die in der Geschichtswissenschaft geführten Debatten über eine ‚histoire croisée‘ bzw. ‚entangled history‘) sowie in jüngster Zeit ‚Übersetzung‘ (z.B. Barbara Cassins Versuch, Philosophiegeschichte in Form eines Dictionnaire des intraduisibles zu schreiben). Der Workshop fragt nach den Möglichkeiten, Voraussetzungen und Konsequenzen von Theoriegeschichte und -geschichtsschreibung. Von wem wird Theoriegeschichte ‚gemacht‘? Wo, in welchen Gattungen und Medien wird sie geschrieben? Wie verhält sich Theorie- zur Wissenschafts- und auch zur Literaturgeschichte? Dabei sollen neben den genannten Paradigmen auch solche theoriegeschichtlichen Rhetoriken, Denkfiguren und Metaphern in den Blick genommen werden, die an unvermuteten Orten aufzufinden sind, etwa in der Theorie selbst oder auch in der Literatur.

Programm

14.00
Einführung: Anna Förster

14.15
Irina Wutsdorff (Tübingen): Transfer der Konzepte – Konzepte des Transfers. Ansätze zu einer Verflechtungsgeschichte der Literaturtheorie

15.30
Hanna Sohns (LMU): Medusen, Nymphen, Fluida – Ansichten des weiblichen Geschlechts (Soranos, Freud, Irigaray)

16.45
Jenny Willner (LMU): Das Begattungsorgan als Geschichtsdokument. Zur Übertragung psychoanalytischer Methoden auf die Evolutionsgeschichte bei Sándor Ferenczi

17.45
Abschlussdiskussion

Organisation: Robert Stockhammer
13.07.2018, Schellingstr. 3, R U104B

Exposé

Während sehr viele Menschen, auch in den Text- und Kulturwissenschaften, seit bald dreißig Jahren ihre Texte auf Computern schreiben und seit bald zwanzig Jahren weitgehend über Drähte (oder drahtlos) miteinander kommunizieren, hat sich erst seit bemerkenswert kurzer Zeit das Label Digital Humanities etabliert. Dieses jetzt schon wieder mit einem post zu präfigieren, mag als übereilt erscheinen. Gemeint ist diese Vorsilbe daher, einen Vorschlag Florian Cramers aufgreifend, wie das post in postkolonial: Nach der Etablierung des Labels Digital Humanities lässt sich ja, mittendrin, immerhin, eine Perspektive simulieren, die analytischen Abstand dazu schafft. Der Workshop verbindet die Vorstellung eines exemplarischen Unternehmens aus diesem Bereich mit Reflexionen über den aktuellen Stand des Lesens, die auch die historischen Dimensionen der gegenwärtigen Praktiken ausloten.

Programm

14.00
Einführung (Robert Stockhammer)

14.15
Christian Thomas: Digitale Editionen als geisteswissenschaftliche Forschungsdaten:Präparieren, Prozessieren, Analysieren aus fachwissenschaftlicher Perspektive.

15.30
Burkhardt Wolf: Nicht-Lesen in Musils Bibliothek. Zur Ordnung des Wissens im Mann ohne Eigenschaften, Kap. 100.

16.45
Gloria Meynen: Medien der Fernerkundung. Einige Überlegungen zu Franco Morettis Distant Reading.

17.45
Abschlussdiskussion

Organisation: Lars Bullmann
09.02.2018, Schellingstr. 3, R U104B

Exposé

„[…] Idealismus ist der rein in sich fortlaufende, der auch in seinen Negationen noch ungestörte Zusammenhang; Materialismus aber ist Unterbrechung.“ - so Ernst Bloch in seinem Buch Subjekt-Objekt. Erläuterungen zu Hegel. Folgt man Bloch, so lässt sich die entscheidende Geste eines materialistischen Denkens, Schreibens und Handelns im Bruch mit hegemonialen Denk- und Lebensformen verorten, die durch die Dominanz der (begrifflichen) Form gegenüber dem Stoff, der Transzendenz gegenüber der Immanenz, des Geistes gegenüber dem Körper, des Sinns gegenüber dem Unsinn produziert werden. Als Materialist kann dann derjenige gelten, der diese Verhältnisse nicht einfach nur umkehrt, sondern sie im Ausgang von und im Hinblick auf widerständige Materialitäten anders artikuliert, ohne sich dabei von harmonisierenden Phantasmen gängeln zu lassen. In diesem Sinne wäre etwa noch Marx‘ historisch-materialistisches Diktum, demzufolge das (gesellschaftliche) Sein das Bewusstsein bestimme, weniger als abschließende Auskunft, dagegen eher und vor allem als Eröffnung eines neuen diskursiven Terrains zu verstehen. Anders gesagt: etwas vom Kopf auf die Füße zu stellen, ist nur scheinbar eine einfache Umkehrung. Zumal innerhalb des materialistischen Denkens verschiedene Programme existieren, die es zu unterscheiden gilt. So gibt es mechanische, historisch-dialektische, aleatorische, semiotische Spielarten des Materialismus.

Materialistische Perspektiven lassen sich nicht zuletzt für die Beschreibung literarischer Prozesse fruchtbar machen. Aus guten Gründen etwa nennt Terry Eagleton in seinem Buch How to Read a Poem jene Fetischisten der Sprache, die man gemeinhin unter dem ehrwürdigen Namen ‚Dichter‘ führt, „materialists of language“, und sieht in deren Sprachmanövern einen - wie immer schwachen - kulturrevolutionären Gestus am Werk, der nicht nur den ‚Stein steinern‘, sondern darüber hinaus die Sprache sprachlich machen will. In Sachen materialistischer Analyse treten so neben ‚klassisch‘ marxistische Theorie-Angebote, die von jeher literarische Texte auf deren ‚sozioökonomische‘ Determinationen und Implikationen hin befragt haben, formalistische, strukturalistische und hyperstrukturalistische Textanalysen, welche die sogenannte ‚Materialität des Signifikanten‘ gegen menschlich, allzumenschliche Sinn-Seligkeiten in Stellung bringen - die vielen Buchstaben sollen hier dem einen Geist, mag er sich auch dialektisch-materialistisch nennen, regelmäßig in die Parade fahren, um diesen auf glückliche Abwege und schiefe Bahnen zu bringen.

Konfliktlinien und Problemlagen genug also, um sich die Frage „Was heißt Materialismus?“ immer wieder vorzulegen - gerade auch in der Jetztzeit eines ‚Marx-Jahres‘. Der Workshop tut dies am Leitfaden konkreter Analysen einiger konkreter Diskurs-Situationen. Es wird dabei um fadenscheinige Machwerke im Modus ihres materiellen Verschwindens gehen, um materialistische Sach- und Erfahrungsgehalte eines literaturwissenschaftlichen ‚Klassikers‘, mimetische Beziehungen zwischen Kino und Kritischer Theorie sowie um Verfahren zur Herstellung von (Text-)Körpern.

Programm

14:00
Lars Bullmann: Spielräume des Materialismus (Einführung)

14:15
Annette Keck: Fadenscheinige Machwerke. Zur Kunst des Wartens

15:15
Sulgi Lie: Pantomimesis. Adornos Chaplin

16:45
Friedrich Balke: Was ist niederer Materialismus? Auerbach mit Marx

17:45
Lars Bullmann: Passagenwerg. Anmerkungen zu Benjamins kindlicher Kritik

19:00
Abschlussdiskussion

Organisation: Johanna-Charlotte Horst
28.07.2017, Schellingstr. 3, R U104B

Prigramm

14.00
Johanna-Charlotte Horst (LMU, AVL): Mikrologien des Alltags

15.15
Julian Müller (LMU, Soziologie): Der Alltag der Soziologie

16.30
Sven Hanuschek (LMU, Germanistik): klos, sein da wo klos? Der alltäglichste Ort
und die Auflösung der Zeichen

17.45
Abschlussdiskussion

Vor, zwischen, und nach den Beiträgen liest Detlef Kuhlbrodt eigene Texte.

Organisation:
10.02.2017, Schellingstr. 3, Raum R U104B

Programm

14:00
Einführung (Susanne Strätling)

14:15
Jan Niklas Howe: Jenseits der Produktion. Parasiten bei Karl Marx und Michel Serres

15:15
Anna Förster: Von parasitärem zu partizipatorischem Schreiben: Relektüren zweier tschechischer Bio-Interviews

16:45
Anna-Katharina Krüger: “Because I was not a writer...“ Autorität und Autorschaft in Dave Eggers’ What is the What

17:45
Robert Stockhammer: “I do it to do it.” Donald Trumps (oder eher Tony Schwartz’?) Kunsttheorie

19:00
Andrej Astvacaturov: Alexander Zholkovsky as a Writer

Organisation:
15.07.2017, Schellingstr. 3, Raum R U104B

Programm

14.00 Uhr
Johanna-Charlotte Horst: Begrüßung und Einführung

14.15 Uhr
Susanne Strätling: "Die Kraft einer sichtbaren Bewegung". Lev Tolstojs Bewegungslehre der Geschichte

15.15 Uhr
Frank Ruda: Subjektive Geschichten sub species aeternitatis

16.15 - 17.00 Uhr Kaffeepause

17.00 Uhr
Lars Bullmann: Foucault, die Genealogie, die Historie - die Infamie

18.00 Uhr Susanne Lüdemann: Perlentauchen. Geschichte schreiben nach dem Traditionsbruch

Organisation:
5.02.2016, Schllingstr. 3, R U104B

Programm

14.00 Uhr, Cornelia Wild: Apostrophic turn. Der Name des Autors (Dante, Proust)

15.00 Uhr, Johanna Schumm: Isabel. Konzeptistik und Psychoanalyse eines Namenswitzes (Gracián und Freud)

Moderation: Dr. Fabienne Imlinger

Kaffeepause

17.00 Uhr, Isabel Kranz: „Nomina si nescis, perit & cognitio rerum“. Carl von Linnés Namenspoetik

18.00 Uhr, Sascha Pöhlmann: „Names by themselves may be empty, but the act of naming...“. Pynchons sprechende Namen

Moderation: Dr. Jenny Willner

Organisation
17.07.2015, Französische Bibliothek, Ludwigstr. 25, 4. Stock

Programm

14.00
Eske Bockelmann: Versgeschichte - Weltgeschichte

15.00
Heinrich Detering: Pathos und Parodie. Zur Formsemantik des Reims

16.00
Wolfram Ette: Bob Dylan, »It's Alright Ma«. Versuch über die Psychoanalyse des Reims
- entfällt -

17.00
Judith Kasper: Zögernde Schritte. Valérys Les Pas

18.00
Michael Auer: Mètre – Mettre – Maître. Gesetzgebung in Ronsards Ode I/2

19.00
Martin von Koppenfels: Der unscheinbare Augenblick. Kurzer Kommentar zu einem Vers von Lavinia Greenlaw

Organisation:
30.und 31.01.2015, Schellingstraße 3, Raum 305

Programm

Freitag, 30. Januar 2015

14.00
Robert Stockhammer (LMU): Welt-Komposita (Einführung)
Markus Krajewski (Basel): Welt-*
Martin Hose (LMU): Kosmo-Logie
Thomas Erthel (LMU): Welt-All

Moderation: Martin v. Koppenfels (LMU)

15.45
Christoph K. Neumann (LMU): Weltgeschichte
Isabel Kranz (LMU): Weltkrieg
Susanne Lüdemann (LMU): Weltbürger
Lars Bullmann (LMU): Weltmeister(schaft)

Moderation: Fabienne Imlinger (LMU)

17.30
Jörg Dünne (Erfurt)/Roger Lüdeke (Düsseldorf): Um-Welt
Matei Chihaia (Wuppertal): Lebenswelt

Moderation: Johanna Schumm (LMU)

Samstag, 31. Januar 2015

10.00
Hermann Doetsch (LMU): Weltlinien
Hansjörg Bay (Erfurt): Weltkugel
Helga Thalhofer (LMU): Welterschließung
Nora Zapf (LMU): Unter(wasser)welt

Moderation: Johanna-Charlotte Horst (LMU)

11.45
Bernhard Teuber (LMU): mondanité/Weltverfallenheit
Mahamat Ali Alhadji (LMU)/Kirsten Kramer (Bielefeld): littérature-monde/Weltliteratur
Andreas Mahler (FU Berlin): Weltvergessenheit

Moderation: Robert Stockhammer (LMU)

Organisation:
11.07.2014, Schellingstr. 3, R U104B

Programm

14:00
Johanna-Charlotte Horst
Der afformative Charakter der Kultur. Studentenprotest in Georges Perecs Un Homme qui dort.

15:00
Marcus Coelen
oder oder oder. Oder von etwas Anderem.

16:00
Clemens Pornschlegel
Die Erfindung des Konzeptalbums, 1967

17:00
Abschlussdiskussion
(Leitung: Lars Bullmann/Robert Stockhammer)

Organisation:
07. und 08.02.2014, Amalienstr. 38, IBZ München

Exposé

Nichts hat die „terrestrische Globalisierung“ von der Frühneuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts so geprägt wie die Entwicklung der ozeanischen Schifffahrt. Die Navigation auf hoher See erlaubte transkontinentale (sehr oft asymmetrische) Handelsbeziehungen und generierte dabei völlig neue Formen der Erschließung, Kolonisierung und Organisation des Raumes (wie z.B. die traurig berühmte „Middle Passage“). Entscheidende Elemente dieses Prozesses waren einerseits die praxisorientierte Optimierung des kartographischen Wissens ab dem Ende des 15. Jahrhunderts und andererseits die stetige Perfektionierung der Seefahrtstechniken (darunter Messgeräte und Schiffsbau). Das Verhältnis von Wissen und Schifffahrt war aber kein unidirektionaler Prozess. Die ozeanische Schifffahrt selber brachte neue Erkenntnisse in fast allen wissenschaftlichen Bereichen hervor und inspirierte unzählige Kunstwerke und philosophische Reflexionen. In Anbetracht dieser reziproken Beziehung möchte die Tagung jene Schreibprozesse untersuchen und diskutieren, die an der Schnittstelle zwischen Schifffahrt und Wissensformation entstanden sind. Ins Zentrum dieser Veranstaltung rücken demzufolge jene Textproduktionen, die das mediale Gefüge von Schiff und Schrift entweder direkt thematisieren oder implizieren. Gemeint sind dabei sowohl Navigationstraktate, Logbücher von Schiffsexpeditionen, Handels- und Passagierregister usw. als auch literarische Texte stricto sensu (von den maritimen Epen der Renaissance bis zu den Seeromanen des 19. Jahrhunderts), die Globalisierungsprozesse reflektiert und zum Teil mitgestaltet haben.

Programm

Freitag, den 7. Februar 2014

15:00-15:30
Federico Italiano (Innsbruck/München): Begrüßung und Vorstellung desTagungsprogramms
Robert Stockhammer (München): Thematische Einführung

15:30-16:30
Jörg Dünne (Erfurt): Artes de marear. Zu den Navigationstraktaten imfrühneuzeitlichen Spanien

Kaffeepause

17:00-18:00
Michael Rössner (München/Wien): Schiff und Druck. Die Bücher der “AltenWelt” und die Academia Antártica

18:00-19:00
Helga Thalhofer (München): Epos und Periplous. Dichtung und Dokumentationin Camões’ Lusíadas

Samstag, den 8. Februar 2014

9:30-10:30
Mario Klarer (Innsbruck): Die Sklaven der Korsaren: FrühneuzeitlicheGefangenenberichte aus der Barbareskenküste und der frühe Roman

10:30-11:30
Franziska Hilfiker (Basel): Eis & Schrift. Beschreiben, aufschreiben undeinschreiben im Kontext der Suche einer arktischen Seestraße nachCathay und den Molukken um 1600

Kaffepause

12:00-13:00
Federico Italiano (Innsbruck/München): Die See übertragen. Navigation undÜbersetzungMittagspause

14:00-15:00
Bernhard Siegert (Weimar): Von zweideutigen Schiffen, Meeren und Menschen.Die Piratisierung der Wahrnehmung in den Seeromanen James Fenimore Coopers

15:00-16:00
Klaus Benesch (München): Das Versagen der Schrift: Gestik und Aufklärung inMelvilles Billy Budd, SailorKaffeepause

16:30-17:30
Nora Zapf (München): “We were a ghastly crew”. Gespenstische Schiffe undruheloses Schreiben bei S.T. Coleridge und A. Rimbaud
Thomas Erthel (München): “The common continent of men”? Das Schiff alsWelt im Kleinen in Melvilles Moby-Dick

17:30-18:30
Schlussdiskussion. Leitung: Robert Stockhammer

Organisation:
12.07.2013

14:00
Fabienne Imlinger (LMU München):
Komische Arbeit: Kafkas Blumfeld-Fragment

15:00
Katja Rothe (UdK Berlin):
Brechts Werkstatt und die Kunst des Spekulierens

16:00
Wolfram Ette (TU Chemnitz)
Arbeit als Selbstverwandlung in Müllers ZEMENT

17:00
Abschlussdiskussion
Moderation: Robert Stockhammer / Fabienne Imlinger

Organisation
08.02.2013

14.00
Ralph Ubl (Universität Basel)
"Ein Handschuh" – Max Klingers Poetik des druckgraphischen Zyklus

15.00
Kärin Nickelsen (LMU München)
Ein Gras ist ein Gras ist ein Gras

16.15
Davide Giuriato (Wien/München)
Nebenwege des Schreibens – Walter Benjamins "Berliner Kindheit um 1900"

17.15
Inka Mülder-Bach (LMU München):
Der Weg der Gabeln. Reihenbildungen im "Mann ohne Eigenschaften"

Organisation
10.02.2012

14.00 Uhr
Achim Geisenhanslüke (Regensburg)
Textkulturen? Zur Theorie nach dem Ende der Theorie

15.00 Uhr
Barbara Vinken (LMU München)
Lesen. Von Texten und Texturen

16.00 Uhr: Cornelia Ortlieb (LMU München)
Schreiben. Mallarmés Miniaturen und andere Materialien der Literatur

Organisation:
11.02.2011

14.00 Uhr
Martin von Koppenfels (LMU München)
Ein Schloss am Meer. Aus dem Hinterhof der Traumdeutung

15.00 Uhr
Mai Wegener (FU Berlin)
Warum die Psychoanalyse keine Gefühlstheorie hat

16.00 Uhr
Marcus Coelen (LMU München)
War was? Frage - Affekt - Antwort

Organisation:
23.07.2010

14.00 Uhr
Mirjam Schaub (FU Berlin)
Eines Schneiders Probe: Nelson Goodmans Exemplifikationen.

15.00 Uhr
Aage Hansen-Löve (LMU München)
Vom Paradigma zur Serie: Zwischen früher und später Avantgarde.
Russische Beispiele von Chlebnikov zu Charms.

16.00 Uhr
Thomas Schestag (LMU München)
Zum Beispiel: allein.

Organisation:
12.02.2010

14.00 Uhr
Sybille Krämer (FU Berlin)
Wozu Schrift? Reflexionen über 'Schriftbildlichkeit'

15.00 Uhr
Johanna Schumm (Bielefeld)
Bekennen. Augustin mit Austin.

16.00 Uhr
Björn Quiring (LMU München)
Der Fluch - ein Ausnahmefall der Sprechakttheorie?

Organisation:
24.07.2009

14.00 Uhr
Federico Italiano (Akademie d. Wiss. Wien/LMU München)
Die Insel: Strategien des Zugangs

15.00 Uhr
Bernd Stiegler (Konstanz)
Das Zimmer: Xavier de Maistres Zimmerreise als Beginn einer langen Geschichte

16.00 Uhr
Michael Ott (LMU München)
Der Gipfel: Topographie, Narration und Medialität in Expeditionsberichten aus dem Himalaya

Organisation:
06.02.2009

14.00 Uhr
Brigitte Rath (LMU)
Einsprachig Mehrsprachlich. Zu Pseudoübersetzungen

15.00 Uhr
Werner Hamacher (Frankfurt a.M.)
Kontraduktionen

16.00 Uhr
Daniel Weidner (ZfL Berlin)
Heilige Texte und unreine Sprache

17.00 Uhr
Robert Stockhammer (LMU)
Das *Schon-Übersetzte

Organisation:
04.07.2008

14.00 Uhr
Nina Ort (LMU)
Erkenntnistheoretisch und logisch dreiwertige Zeichen,
illustriert durch Alice aus dem Wunderland

15.00 Uhr
Uwe Wirth (Gießen)
Genuine und degenerierte Indexikalität bei Peirce –
mit Blick auf den Spurbegriff (z.B. bei Derrida)

16.00 Uhr
Stephan Packard (LMU)
Die Semiotik der Wandlung in Liturgie und Theater –
Gibt es eine Ökonomie der Zeichen?

17.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Peirce in medien- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven
(mit mindestens einem vorbereiteten Diskussionsbeitrag)
Leitung: Robert Stockhammer (LMU)

Workshop im Rahmen der Forschungskooperation Department of German Language and Literature, Seoul National University & Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, LMU München

25. Januar 2008

15.15 Uhr: Prof. Dr. Young-Ae Chon (Seoul National University)
Die deutsche Teilung – gespiegelt in der Lyrik

16.15 Uhr: Prof. Dr. Ihmku Kim (Seoul National University)
Von der Wahrheit zeugen.
Medialer Transfer des Ursprungsgeschehens in Patrick Roths Novelle »Riverside«

17.15 Uhr: Dr. Stephan Packard (LMU München)
Membranen in einer Sprache: Textuelle Kontrolle in geteilten Nationen

18.15 Uhr: Dr. Claude D. Conter (LMU München)
Literatursatire und Persönlichkeitsverletzung: Am Beispiel Georg Weerths