PD Dr. Sarah Fekadu-Uthoff
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Sprechstunde:
Mittwochs von 12-13 Uhr.
Bitte melden Sie sich vorab per E-Mail an
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Die 2024 abgeschlossene Habilitationsschrift Ethiopianism: Discourse and Desire in the Old and New World, 1750 to Today erforscht einen diskursiven Imaginationsraum, der weder in der bekannten Formation des Orientalism noch im Africanist Discourse aufgeht und im weiteren Feld der Literatur- und Kulturwissenschaft bislang wenig Präsenz hatte. Ethiopianism gilt mir dabei einerseits als Oberbegriff für diejenigen kulturellen und politischen Begehrensakte, die sich in der Moderne von Europa und Nordamerika aus auf den konkreten Kulturraum des Horns von Afrika richteten, andererseits als Bezeichnung eines afrikanischen self-fashioning, das seine jahrhundertelange Faszination aus der nostalgischen Beschwörung imperialer Größe, biblischer Vorsehung und kolonialer Unbeugsamkeit ableitet und damit zahlreiche postkoloniale afrodiasporische Aufbruchsbewegungen inspirierte. Indem die Arbeit Ethiopianism nicht nur als zentralen Begriff der afrikanischen Diaspora und relationierter antikolonialer Bemühungen thematisiert, sondern auch im Archiv europäischer Selbstreflexion seit dem achtzehnten Jahrhundert verortet, schreibt sie eine transkulturelle Verflechtungsgeschichte, die das gängige Konzept einer westlichen Moderne, die Afrika immer als Anderes konfigurierte, in Frage stellt.
Das Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, zum ersten Mal in umfassender Weise die literarische Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe europäischer Museen zu untersuchen. Literatur soll als Aushandlungsort einer kritischen Wissensarchäologie ins Zentrum gerückt werden, durch welche die Kontingenzen und Brüche einer Kultur, die zentral auf der Tätigkeit des Sammelns aufbaut, sichtbar werden. Dass Dingen als kulturelle Bedeutungsträger und Träger symbolischer Kommunikation in der Wissensgeschichte eine eminent wichtige Rolle zukommt, ist seit dem material turn in den Kulturwissenschaften unumstritten. Dies gilt in besonderem Maße für ethnologische Artefakte, die in Museen ausgestellt sind – sie sind Embleme der Kontakt-, Aneignungs- und Konfliktgeschichte zwischen Kulturen und entfalten in dieser Funktion gerade in kolonialen Kontexten eine vielschichtige und vielstimmige Präsenz, die in zeitgenössischen Debatten über die Restitution und Repatriation von Kulturgütern oft untergeht oder simplifiziert wird. Hier kann – so die Grundthese des Projekts – Literatur einen dezidierten Beitrag leisten, weil sie auf alternative Wege des Verstehens von kulturellen Leerstellen und unsichtbar gemachten Akteurinnen und Akteuren verweist. In einem übergreifenden Sinne rückt dabei die Rolle der Literatur als Medium der Repräsentation und kritischen Reflexion des Verhältnisses von Gedächtnis und materieller Kultur ins Zentrum des Untersuchungsinteresses. Durch spezifische Verfahren der ästhetischen Verfremdung, Distanz und Annäherung oder der kreativen Auseinandersetzung mit Ordnungsmustern vermag Literatur, sich in museale Praktiken der Wissensformation (wie etwa das Sammeln oder das Ausstellen) nicht nur einzuschreiben, sondern diese auch zu interpretieren, zu hinterfragen und zu modifizieren.
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